Auch wenn einzelne Tiere auf unserem Hof freigekauft wurden, möchten wir an dieser Stelle noch einmal betonen, dass das Freikaufen von Tieren, die Situation der Tiere insgesamt eher verschlechtert. Die Situation des einzelnen freigekauften Tieres wird vielleicht verbessert, doch wird dieses Tier ganz sicher von mindestens einem weiteren Tier, das an seiner Stelle leidet, ersetzt werden. Das Freikaufen unterstützt die Leute, die Tiere quälen und ausbeuten.
Trotzdem kommt es vor, dass Menschen Tiere aus spontanen, situationsbedingten Entscheidungen frei kaufen. Die Frage, wohin mit dem Tier, kommt meistens erst später. Das Tier sollte nicht darunter leiden. Es kann nichts dafür, dass es freigekauft wurde. Also haben wir auch freigekaufte Tiere aufgenommen.
Selbst wir waren einmal in der Situation, in der sich Einzelpersonen des Vereins für das Freikaufen von zwei Gänsen entschieden haben.
Dies war aber die absolute Notlösung! Die Gans Claudia war gestorben. Sie lebte schon seit Jahren mit unserem Ganter Martin zusammen. Der Ganter war nun ganz allein und trauerte vor sich hin. Niemand war bereit uns eine erwachsene Gans abzugeben. Uns wurde immer wieder erklärt, dass ausgewachsene Gänse zum Eier legen da wären. Alle die das nicht getan hätten, wären zu dieser Jahreszeit bereits geschlachtet worden. Das machte uns mal wieder eindrucksvoll deutlich, was der Begriff „Nutzgeflügel“ für die Tiere bedeutet.
Es gab auch niemanden, der uns eine Gans auf anderem Weg vermitteln konnte.
Während wir wochenlang alle Kontakte abklapperten, um neue Gefährtinnen für Martin zu organisieren, konnte man zusehen wie sich sein Zustand verschlechterte. So entschieden wir uns, das Freikaufen von den zwei neuen Gefährtinnen von Martin als Notlösung zu tolerieren. Wir fürchteten, Martin könnte sich zu Tode trauern.
Es war eine Entscheidung zwischen der Gesundheit eines Tieres und dem Freikaufen von zwei anderen Tieren. Wir wissen, dass diese Entscheidung kritikwürdig ist, doch wir entschieden uns für die Gesundheit des Ganters. Es ist uns nicht leicht gefallen.
Hätte es in diesem Fall andere Möglichkeiten gegeben, an Gänse heranzukommen, hätten wir sie vorgezogen.
Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass es wesentlich bessere Wege gibt den einzelnen Tieren konkret zu helfen und ihnen die Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen. In diesem Fall sprachen allerdings alle Umstände gegen eine andere Lösung.